WOVENHAND:
„Refractory Obdurate“
(Release: 25/04/2014)
Den eingeschlagenen Weg in Richtung „Loud & Heavy“ geht David Eugene Edwards mit seiner Formation Wovenhand auf dem neuen Album „Refractory Obdurate“ unbeirrt weiter.
Es gibt Musiker und Künstler, die ihr fest abgegrenztes Gebiet bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag beackern und sich so über Jahre hinweg zu treu bleiben. Diese Gattung geht somit lieber den risikolosen Weg, um die eigene Fanschar nicht zu verärgern oder gar vor den Kopf zu stoßen. Dann gibt es wiederum jene, die vor Brüchen, Zäsuren und Neuerungen nicht zurückschrecken und sich auf diese Art und Weise immer neu erfinden, um nicht in einer künstlerischen Sackgasse zu landen. David Eugene Edwards von Wovenhand hat mit seinem letzten Album „The Laughing Stalk“ das bereits bewiesen und führt auf „Refractory Obdurate“ diese Reise weiter fort. Neben seinem langjährigen Weggefährten Ordy Garrison (Drums und Percussion) unterstützt mit Chuck Edward French (Gitarre) und Neil Keener (Bass) ein eingespieltes Team von der Denver Formation Git Some den ehemaligen 16-Horsepower-Frontmann bei dieser spirituellen und musikalischen Weiterentwicklung.
„Corsicana Clip“ eröffnet das Album so, wie man es sich von einem Wovenhand-Album eigentlich erwartet: Eine eingängige Banjola-Melodie samt treibenden Rhythmus geben David Eugene Edwards’ Gesang noch mehr Dringlichkeit, bevor sich der Song schließlich immer mehr in ein Klangdonnerwetter verwandelt. „Masonic Youth“ trifft einen mit hypnotischen Drums und satten Riffs, um kurz vor dem Ende einem Keulenschlag gleich in Punkrock-Gefilde komplett wegzudriften. So brachial und eiskalt wurde man bislang noch nie aus einem sogartigen Wovenhand-Sound herausgerissen. Das hymnisch anmutende „The Refractory“ lässt dann Bilder im Kopf entstehen, die sich beim Hören eines Albums der Band aus Colorado so gut wie immer aufdrängen. Mit „Good Shepherd“ folgt dann jenes Stück, das bereits auf der letzten Tour präsentiert wurde. Gleich im Anschluss an das bereits heftige „As Wool“ vom Stapel gelassen, überrascht der Track jetzt mit noch messerschärferen Riffs, und unterstreicht den musikalischen Richtungswechsel mit metallenem Nachdruck.
„Salome“ steigert sich in bester Wovenhand-Tradition, bevor Edwards für „King David“ wieder zur Banjola greift. Anschließend kommt das dräuende „Field of Hedon“ mit einem solchen Druck, wie man es bei dem Quartett bislang nur von den Live-Auftritten kennt. „Obdurate Obscura“ überzeugt mit einer einzigartigen und atmosphärische Sound-Struktur, die dann mit „Hiss“ dem Erdboden regelrecht gleich gemacht wird. Und hier lässt es sich zweifelsohne erahnen, dass die kommenden Wovenhand-Konzerte an Heavyness noch mehr dazugewinnen werden. „El-Bow“ beschließt „Refractory Obdurate“ auf eine ganz eigene und besondere Art und Weise, die gleichermaßen gespenstisch, atmosphärisch und hypnotisch anmutend den Hörer zurücklässt.
Langjährige Fans könnten auf diesem Werk eine gewisse Zugänglichkeit vermissen, denn im Vergleich zu den doch meist ruhiger gehaltenen Vorgängeralben, wie das gleichnamige Debüt von Wovenhand, „Consider the Birds“ aus dem Jahr 2004 oder „Mosaic“ (2006), gleicht „Refractory Obdurate“ einer musikalischen Zäsur, die bereits mit „The Laughing Stalk“ (2012) noch ein wenig zurückhaltend eingeläutet wurde. Eines dürfte aber feststehen: All jene, die mit „Refractory Obdurate“ den Erstkontakt mit Wovenhand haben, könnten von dem auf CD und Vinyl (Glitterhouse Records in Kooperation mit Deathwish Inc.) erscheinenden Albums nicht nur begeistert sein, sondern es als echtes Meisterwerk ansehen. (Alex Melomane)
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SLIM CESSNA’S AUTO CLUB:
SCAC102: An Introduction For Young And Old Europe
Das deutsche Label Glitterhouse Records hat mit dem Slim Cessna’s Auto Club ein weiteres Juwel im Programm. Die bereits seit über zwanzig Jahren aktive Formation aus Denver, Colorado, genießt in ihrer Heimat Kultstatus. Das 2-LP/CD/DVD-Set „SCAC 102: An Introduction For Young And Old Europe“ sollte auch hierzulande auf offene Ohren und Augen stoßen.
Einzigartig und irrwitzig zugleich
Was in den Neunzigern seinen Anfang nahm, hat sich über die letzten zwei Dekaden zu einer Gruppierung geformt, die ihresgleichen sucht. Slim Cessna hat mit seinem Auto Club schon im wahrsten Sinne des Wortes gewaltige Geschichte geschrieben, die mit dem gleichnamigen Debüt einen vielversprechenden Anfang nahm. Damals noch eher dem Country zuzuordnen veränderte sich der Sound hin zu einer einzigartigen Mixtur, die sich jeder Genre-Schubladierung erfolgreich widersetzt.
Umfangreiche Instrumentierung
Beim Slim Cessna’s Auto Club wird tief in die musikalische Kiste gegriffen: Neben Gesang (Jay Munly aka Munly Munly als Zweitstimme), Gitarre (inklusive Slide), Bass (Kontrabass wohlgemerkt) und Schlagzeug kommen noch Banjo, Harmonium und diverse andere Instrumente zum Einsatz, die nicht nur klanglich gehörigen Wind machen, auch visuell fällt vor allem die Doppelhals-Gitarre von Lord Dwight Pentacost auf, deren Korpus (vom Bandkollegen John Rumley gefertigt) mit einem speziellen Linsenrasterbild verziert ist, das je nach Neigung die Heilige Maria oder Jesus zeigt.
Amerikanische Geschichten
Religiöse bzw. biblische Geschichten, wie sie der auch aus Denver stammende Musiker David Eugene Edwards von Wovenhand bzw. 16 Horsepower, zelebriert, spielen bei Slim Cessna’s Auto Club zwar eine Rolle, aber dies nur auf den ersten Blick. Vielmehr werden hier Stories erzählt, die von blutrünstig bis hin zu bedrohend wirken, wobei der Humor nie zu kurz kommt. Das vorliegende Release deckt die letzten vier Studioalben ab, wobei man bereits hier erkennt, dass sich der Stil ganz wunderbar verfeinert hat. Wenn man die anno 2004 aufgenommen Songs für das Album „The Bloudy Tenent Truth Peace“ jetzt im Vergleich zu den hier vorliegenden fünf Neuaufnahmen hört, erkennt man dies sofort.
Gefangen von Beginn an
„This is how we do Things in the Country“ eröffnet nicht nur die Reise durch das beeindruckende Song-Imperium, sondern nimmt den Hörer gleich mal auf brutale und in typischer „Murder Ballads Manier“ gefangen. Dieses Eintauchen in die einzigartige Welt des Slim Cessna’s Auto Clubs endet schließlich erst nach rund 77 Minuten – und in dieser Zeit wird man in die entlegensten und geheimnisvollsten Gegenden und Zustände entführt. Ob die City Sinners in „Cranston“, Louis mit seiner .44er in „Pine Box“ oder Mr. Beerbohm in der grandios erzählten Geschichte „Hallelujah Anyway“ – man bekommt davon nicht genug, denn diese eindeutige Mehrdeutigkeit, die einem immer wieder überrascht, hat man bislang wohl viel zu selten gehört.
Intensive Live-Performance
Dass diese Songs live nicht nur funktionieren, sondern durch eine atemberaubende Performance eine noch tiefere Bedeutung und eine enorme Intensität ausstrahlen, ist auf der beiliegenden DVD ganz vorzüglich nachzuprüfen. Die zwei Frontmänner Slim Cessna und Jay Munly zelebrieren ihre Songs richtiggehend und dabei wird auch das Publikum miteinbezogen. Auf der Bühne zu stehen und einfach nur zu singen ist ihre Sache nicht. Da steigt man schon öfters herab, um direkt im Publikum den Slim-Cessna’s-Auto-Club-Spirit zu verbreiten.
Langjährige Weggefährten
Die aufgenommenen Konzerte (drei Konzerte wurden für die DVD zusammengeschnitten) fanden zum zwanzigjährigen Bandjubiläum dort statt, wo alles begann: Im Lion’s Lair in Denver, einer winzigen Spelunke, die für den Auto Club wie geschaffen scheint. Auch wenn die dortige Bühne geradezu lächerlich wirkt, zeigt die Band, dass auch neun Musiker dort Platz haben. Und so ließen es sich frühere Mitglieder nicht nehmen, live mitzufeiern. So sind die ehemaligen Schlagzeuger Ordy Garrison, jetzt bei Wovenhand aktiv, und Greg Garcia Jr., der bei der ersten Europa-Tour im Jahr 2009 trommelte, mit von der Partie. Und auch der Drummer der allerersten Stunde hat auf „SCAC 102: An Introduction For Young And Old Europe“ seine Spuren hinterlassen: Jon Killough war wieder einmal für die beeindruckende Cover-Gestaltung zuständig, so wie auch für das Audio-Live-Dokument „Jesus Let Me Down“, welches auf Alternative Tentacles 2005 erschien.
Noch mehr Auto Club
Wer mehr über diese Band, die bei der ersten umfangreichen Tour durch Europa als „Alternativ-Apocalyptic-Americana-Gospel-Country” angepriesen wurde, erfahren möchte, dem sei speziell ein Radio-Interview aus dem Jahr 2009 ans Herz gelegt, in dem Slim Cessna mehr über seine Band verrät. Von den bislang veröffentlichen Alben sind vor allem das letzte Werk „Unentitled“ (2011) sowie „Cipher“ (2008), „The Bloudy Tenent Truth & Peace“ (2004) und „Always Say Please & Thank You“ (2000) hervorzuheben. Außerdem sollte man die unfassbar tollen Solo-Aufnahmen von Jay Munly nicht vergessen: „Petr & The Wulf“, „Munly & The Lee Lewis Harlots“ sowie „Jimmy Carter Syndrome“ seien hier wärmstens empfohlen. (Alex Melomane)
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TENDERLOUD – Gospel Ticket
Wer den Sound der dänischen Gruppe Tenderloud hört, der hätte die Musiker wohl nicht so schnell im europäischen Norden geortet. Kenner der speziell skandinavischen Indie-Musikszene werden beim genaueren Hinhören Ähnlichkeiten mit norwegischen Acts wie die bereits aufgelösten Madrugada, The Ricochets oder den noch aktiven Helldorado feststellen.
Langerwarteter Nachfolger
Die Diskografie der Kopenhagener Band kann man getrost als sehr übersichtlich bezeichnen. „Shadow Red Hand“, das beeindruckende Debüt, glänzt mit einem Sound, der im klassischen Americana-Stil gehalten ist und sich wie ein blutroter Faden durch die einzelnen Songs zieht. Die Banjo- und Slide-Klänge sind von solcher Dichte und Atmosphäre, dass man unweigerlich an die grandiosen 16 Horsepower denken muss. Auf „Gospel Ticket“ hat sich das Klangspektrum nicht radikal verändert, aber dennoch sind Änderungen, neue Richtungen und eine gewisse Leichtigkeit nicht zu überhören.
Americana leicht entstaubt
„Early Ticket“ eröffnet mit eingängigen Klavierklängen den zweiten Longplayer der Dänen. Sänger und Gitarrist Uffe Bang verbreitet mit seinem sonoren Timbre wieder jene Stimmung, die anno 2004 für Aufhorchen sorgte. Der stampfende Titel-Track überzeugt dann in bester Americana-Manier, um anschließend mit „Emtpy Glass“ in jene Regionen abzudriften, die man in dem beachtlichen Musikland Skandinavien immer wieder antrifft. „Dusty Serenade“, mit Violin- und Cello-Klängen angereichert, sorgt dann für angenehme Entspannung.
Vielschichtige Songs
Das zweigeteilte „Country Lass“ ist von jener treibenden Kraft, die eine Autofahrt auf verstaubten und endlosen Strassen ideal untermalen würde. „Sad Hymn“ und „So much for Love“ überzeugen zum Einen mit filigranen Melodien, zum Anderen mit wohldosiertem Druck. „Out of Number“ hebt sich dann sehr stark von den übrigen Kompositionen ab, denn solche Gitarrenklänge kennt man eigentlich nur von Tom Waits’ Haus- und Hofgitarristen Marc Ribot bzw. von den Norwegern Kaizers Orchestra. „Winter Killing“ sorgt anschließend für wohlige Moll-Düsternis, die sich dann in „Midnight Theresa“ in Country-Manier wieder verflüchtigt.
Interne Streitigkeiten
Dass acht Jahre ins Land ziehen mussten, bevor „Gospel Ticket“ schlussendlich doch veröffentlicht wurde, ist auf Unstimmigkeiten und der fehlenden Magie innerhalb der Band zurückzuführen. Songwriter und Bandmanager Martin Jensen verließ Tenderloud kurz nach der geschlossenen Kooperation mit dem Label „Pony Rec“, die das Debüt „Shadow Red Hand“ auf den Markt brachte. In den Jahren 2005 und 2006 vertiefte sich die Zusammenarbeit mit Frontmann Uffe Bang wieder und so entstanden die neuen Songs für „Gospel Ticket“. Jedoch kam ein Release nicht zustande, da eine geeignete Formation nicht zu bilden war.
Eigenes Label
Mit „Tin Cup Cowboy“ gründete Martin Jensen im Jahr 2011 schlussendlich sein eigenes Label unter dem er „Gospel Ticket“ nun veröffentlichte. Nicht nur Fans des ersten Tenderloud-Albums werden es ihm danken, auch jene, die mit „Gospel Ticket“ diese vielversprechende Gruppe aus Dänemark entdecken werden.
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ANDREA SCHROEDER – Blackbird
„Was lange währt, wird endlich gut.“ Dieser Spruch trifft in diesem Falle voll zu, denn bereits im Jahr 2009 begann Andrea Schroeder an der Verwirklichung ihres ersten Albums zu arbeiten. Dabei stand ihr mit Chris Eckman ein außergewöhnlicher Musiker und anerkannter Produzent zur Seite, der den poetischen Songs das gewisse Etwas verlieh.
Von München nach Berlin
Was in München seinen zarten Anfang nahm, wurde schlussendlich in Berlin inklusive kleiner Umwege nach Slowenien und Tschechien fertiggestellt – das von der immer größer werdenden Fanbase heiß erwartete Erstlingswerk von Andrea Schroeder. In einem Radio-Interview erzählte die Sängerin über die Entstehungsgeschichte und den Erstkontakt mit dem Walkabouts-Frontmann und Produzenten Chris Eckman, der für „Blackbird“ die Regler bediente und auch ein wenig in die Saiten bzw. Tasten griff.
Musikalische Poesie
„Viele Songs gehen aus Gedichten hervor“, erzählt Andrea Schroeder. „Die Melodien ergeben sich aus den Worten. Dann kommen Gitarrenlinien und Strukturen hinzu, und die Songs bauen sich immer mehr auf. Aber manchmal hat Jesper auch eine wunderschöne Melodie auf der Gitarre und ich habe das Gefühl, dazu die passenden Worte finden zu müssen“, meint Andrea Schroeder über ihre Songs, die sie mit dem dänischen Musiker Jesper Lehmkuhl erarbeitet. „Paint it Blue“, der Opener von „Blackbird“, bringt es schon perfekt auf den Punkt: Filigrane Strukturen, fein gesponnene String-Arrangements und diese eindringliche Stimme starten unweigerlich ein Schwarz-Weiss-Kopfkino, das Moll-Liebhabern nicht nur Bilder, sondern auch den Soundtrack für dunkle Tage liefert.
Verbeugung vor Charles Plymell
Für „Bebop Blues“ griff Schroeder auf ein Gedicht von Beat-Poet Charles Plymell zurück, das sich langsam aufbaut und immer leicht bedrohend wirkend aus den Boxen strömt. Das folgende „Wrap me in your Arms“ umarmt den Hörer förmlich mit einer sanften Wärme, die spürbar aber doch stetig abkühlt. „Ghost Ship“ setzt der Melancholie mit den Worten „And all my tears in the river are filling the sea. The sea of love.“ die Traurigkeitskrone auf. Auch wenn es der Titel eigentlich nicht wirklich suggeriert, kommt anschließend mit “Death is Waiting” eine Dur-Überraschung, bevor „Blackbird“ wieder jene eindringliche Schwermütigkeit verbreitet, der man sich nur sehr schwer entziehen kann. Das von Gary Heffern geschriebene „Blackberry Wine“ sorgt dann wieder für die wohl dosierte Spannung.
Düsteres Ende
„Winter Days“, „Dark Nightingales“ und das in ihrer Muttersprache gesungene „Kälte“ beschließen das Debüt von Andrea Schroeder mit einer Schwere, die selbst einem Georg Trakl in traurige Verzückung versetzt hätte. Und wenn die Dame mit der dunklen Stimme über ihre Stücke meint: „Es ist nicht komponiert, sondern eher zugelassen. Wir folgen den Worten“, dann ist dies nicht nur so dahergesagt. Man fühlt es richtiggehend, wie sich Text und Musik nicht nur gegenseitig ergänzen, sondern regelrecht zusammenfinden und sich zu einer famosen Einheit formen.
Tolle Kritiken
„Ein Mix aus Folk und Chanson, Blues, Rock und Kunstlied vereint sich zu einem sensationellen Debüt“, urteilte der „Musikexpress“. Im „Rolling Stone“ war zu lesen: „Der Berliner Song-Poetin ist ein wuchtiges Album voller Drama und Schwermut gelungen, irgendwo zwischen Leonard Cohen, Scott Walker, Nick Cave und Nico, zwischen Desert-Rock, Country, filigranem Folk und Fado-Einflüssen.“ Und Andreas Borcholte („Spiegel Online“) war „Blackbird“ gleich 7,5 Punkte wert und meinte: „Diese Singdrossel macht ganz auf German gothic“.
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WOVENHAND – The Laughing Stalk
Was im Promo-Text des Labels Glitterhouse mit „most heavy incarnation“ angepriesen wird, trifft den Nagel mit voller Wucht auf den Kopf. Waren die Vorgängeralben allesamt klanglich ähnlich gestrickt, erwartet den Hörer auf dem neuen Werk eine Härte, die man zwar von den Konzerten teilweise kennt, aber in dieser Studioform noch nie zu Ohren bekommen hat.
Neue Weggefährten
Daran sind die neuen Mitstreiter von Frontmann, Sänger und Gitarrist Edwards sicherlich nicht ganz unschuldig: Greg Garcia Jr. übernahm den verwaisten Bass von Pascal Humbert, der sich im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Ufern aufmachte und von Denver wieder retour nach Frankreich übersiedelte. Gitarrero Chuck French, der mit der Formation Git Some ebenfalls in Denver sein Unwesen treibt, verleiht den neuen Songs einen gehörigen Sound-Schub, den Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten und Crime & The City Solution im finalen Mix zu einem akustischen Donnerwetter zusammenschraubte. Ordy Garrison, Drummer der ersten Wovenhand-Stunde, sorgt dabei wieder für Tempo, Druck und Rhythmus, und für die Keyboardklänge zeichnete sich erneut Jeff Linsenmaier verantwortlich.
Volle Kraft voraus
Bereits beim Opener „Long Horn“ wird klar, dass sich die Klangwelt von Wovenhand drastisch geändert hat: Satte Riffs kennzeichnen das erste Stück, das sich dem Ende zu so derartig steigert, dass Worte wie „Intensität“ und „Power“ nur ansatzweise gerecht werden. Der danach folgende Title-Track hat dann wieder jenen Touch von Atmosphäre, den langjährige Fans glauben zu kennen, obgleich das Gitarrenfundament alles andere als hintergründig angelegt ist. „In the Temple“ ist dann die weitere Steigerung – das Tempo wird angezogen und der Song wiegelt sich immer mehr auf und endet kraftvoller als anfangs erwartet.
Gitarren anstatt Banjola
„King O King“ steigert die hypnotisch anmutende Intensität noch mehr: Drückende Gitarrensounds, ein nach vorn peitschendes Schlagzeug, David Eugene Edwards’ predigender Gesang und aufziehende Gitarrenwände zeichnen diesen fesselnden Song aus. Das knapp dreiminütige „Closer“, ein Sound-Sammelsurium führt fast nahtlos zu „Maize“ über, das mit Keyboard-Klängen und den bekannten Wovenhand-Ingredienzen gewürzt ist. Das sehr rhythmische und an Indianer-Tänze erinnernde „Coup Stick“ baut auf der enormen Sound-Welt weiter auf, bevor noch zwei unfassbare Songs auf den Hörer losgelassen werden.
Grandioses Finale
„As Wool“ ist wohl das Härteste, was Wovenhand jemals aufgenommen haben. Das Gitarrenintro samt heftiger Trommelarbeit geben der Geschichte von David Eugene Edwards den perfekten Rahmen: „Best dressed whiter than snow, the hair of His head whiter than wool, His throne it is afalme with fire and all its wheels ablaze“ lassen unweigerlich beeindruckende Bilder im Kopf entstehen, die mit dem Lakota-Spruch „Pa win ta ya akicita“ untermalt werden. Den famosen Schlusspunkt setzen Wovenhand mit „Glistening Black“, einem Stück, das einer Explosion gleicht. Eine solche Wucht und Sound-Gewalt erinnert phasenweise an Edwards’ einzigartige Ex-Band 16 Horsepower, aber doch zu unterschiedlich sind Instrumentierung und Charakter.
Neues Kapitel
Es liegt auf der Hand, dass David Eugene Edwards mit Wovenhand neue Pfade bestreitet. Und dass nicht alle mit „The Laughing Stalk“ glücklich sein werden, ist dabei die logische Konsequenz. Natürlich besteht die Gefahr, dass langjährige Fans mit dieser Härte nicht viel bzw. auch gar nichts anfangen können. Aber dieses Risiko einzugehen ist auf jeden Fall die bessere Entscheidung, als sich musikalisch in einer Sackgasse zu bewegen, die mit dem Vorgängerwerk „The Threshingfloor“ vorgezeichnet schien. Wer auf die altbewährte Soundstruktur, die speziell von Atmosphäre und Banjola geprägt war, nicht verzichten will, dem sei der wunderschöne Live-Mitschnitt „Live in Roepaen“ (auf DVD und CD bzw. LP), der in einer Kirche aufgenommen wurde, ans Herz gelegt.
P.S.: David Eugene Edwards ist jetzt auch noch Mitglied der wiederreformierten Crime & The City Solution – man darf sich somit auf weitere Überraschungen freuen.
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16 HORSEPOWER – Yours, Truly
Es gibt ganz wenige Bands, die eine „Best Of“-Zusammenstellung keinesfalls nötig haben. Alle ihre Alben stehen für sich und sind von solcher Dichte, dass es schier unmöglich ist vermeintlich herausragende Stücke den anderen vorzuziehen.
Herausragende Formation
Die 2005 aufgelöste Formation 16 Horsepower gehört zweifelsfrei zu dieser außergewöhnlichen Gattung. Frontmann David Eugene Edwards, der mit Woven Hand nach wie vor für einzigartige Musik sorgt, nahm mit seinen Mitstreitern insgesamt vier Studioalben auf, die Kritiker rund um den Globus mit Höchstnoten bedachten. Diverse EPs, Singles, Live-CDs, DVDs und ältere Aufnahmen bzw. Sachen aus den Anfangstagen, die auf dem Release „Olden“ (2003) zu finden sind, rundeten die Diskografie bislang sehr gut ab.
„Yours, Truly“ – mehr als nur eine Best-Of-Compilation
Das Label Glitterhouse Records aus dem deutschen Beverungen, welches ab dem Jahr 2000 für die Band aus Denver zuständig war, gebar die Idee, dass auch 16 Horsepower sich eine solche Compilation verdiene, die einen perfekten Querschnitt ihres Schaffens zeigen sollte. Damit dieses Projekt auch wirklich gelingt, überließ man den Fans per Online-Voting die Auslese, die schlussendlich für das 2-CD-Set „Yours, Truly“ hergenommen wurde.
CD 1 – „People’s Choice“
Insgesamt kam man auf zwölf Songs, die von „Sackcloth’n’Ashes“ (1996), „Low Estate“ (1998), „Secret South“ (2000) und „Folklore“ (2002) stammen und speziell Neueinsteigern einen wunderbaren Überblick bieten. Aber auch Fans, die bereits die genannten Juwelen in ihren Sammlungen haben, werden verzückt sein, denn Produzent Bob Ferbrache hat die Stücke mit aller Vorsicht entstaubt und so klingen speziell die älteren Klassiker, wie zum Beispiel „American Wheeze“, „Black Soul Choir“ oder „For Heaven’s Sake“ noch wuchtiger und bedrohlicher.
CD 2
Ist die erste CD von „Yours, Truly“ treffend mit „People’s Choice“ betitelt, so hat man die zweite CD sinngemäß auf „Rarities“ getauft. Darauf zu finden sind zum Großteil Stücke, die zwar schon auf diversen Singles bzw. Samplern veröffentlicht wurden, aber für Fans nur mehr sehr schwer bzw. zu Höchstpreisen zu bekommen sind. Neben den bis dato unveröffentlichten Demo-Versionen von „Cinder Alley“ und „Poor Mouth“ sind es vor allem vier Cover-Versionen, die einen unweigerlich aufhorchen lassen. „Bad Moon Rising“, ein Rock-Klassiker von Creedence Clearwater Revival, dürfte selbst John Fogerty das Fürchten lehren bzw. ihm den einen oder anderen Schauer über den Rücken jagen, denn diese unheilschwangere Neuinterpretation hat keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Original. Das traditionelle Stück „The Partisan“ im Duett mit Bertrand Cantat, der in seiner Heimat Frankreich mit der Gruppe Noir Désir nach wie vor Kultstatus genießt, zeigt ebenfalls, dass David Eugene Edwards ein Meister des Coverns ist. Der bekennende Gun-Club-Liebhaber verbeugt sich außerdem noch mit Cantat in „Fire Spirit“ vor dem legendären Jeffrey Lee Pierce. Und dem ebenfalls viel zu früh verstorbenen Gitarrenmeister Rainer Ptacek zollte man mit „De-Railed“ Respekt.
Live eine Macht
Vor allem live waren 16 Horsepower überwältigend. Kein Auftritt, wenn auch die Setlist gleich war, glich dem anderen. Nur ganz wenige Bands schaffen bzw. schafften eine solche Intensität. Das Live-Vermächtnis „Live March 2001“ (2008 erschienen) beweist dies eindringlichst und bietet sich als perfekte Ergänzung zu „Yours, Truly“ an, um in die Welt von 16 Horsepower einzutauchen.
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SLIM CESSNA’S AUTO CLUB – Unentitled
Es gibt Bands bzw. Musiker, die sich von Album zu Album steigern – und dazu gehören auch zweifelsfrei Slim Cessna’s Auto Club, denn 2008 erschien mit „Cipher“ das wohl beeindruckendste Werk der Gruppe aus Denver, Colorado. Dass „Unentitled“ die bereits sehr hoch gelegte Latte scheinbar mühelos bewältigt, überrascht aber nicht wirklich. Vor allem Frontmann Slim Cessna und sein Kollege Jay Munly, auch Munly Munly genannt, verfügen über eine unglaubliche Songwriter-Kunst, die faszinierender nicht sein könnte.
Ein Album wie aus einem Guss
Fesselnde Geschichten zu erzählen ist die eine große Kunst in der Musik. Diese dann auch noch gekonnt mir Melodien und Rhythmen zu verbinden, ist die andere. Die Mannen vom Slim Cessna’s Auto Club schaffen dies scheinbar mühelos. „Unentitled“ strotzt nur vor atemberaubender Erzählkunst, gepaart mit wunderbaren Melodien und beeindruckenden Arrangements. Leider sind die Texte nicht in der CD-Ausgabe inkludiert, dafür kommen alle Vinyl-Liebhaber in diesen Genuss. Ein nicht unerheblicher Vorteil, um sich in die ganz eigene Welt des Slim Cessna’s Auto Club zu vertiefen.
Keine passende musikalische Schublade
„This is the country band that plays the bar at the end of the world“, meint Jello Biafra, ehemaliger Dead-Kennedys-Boss und Inhaber des Labels Alternative Tentacles, das Slim Cessna’s Auto Club unter Vertrag nahm. Diese Aussage trifft es eigentlich ganz gut und macht auf jeden Fall neugierig. Die Band, auch wenn die zwei Sänger Slim Cessna und Munly Munly fast immer mit Cowboyhut und -stiefeln die Bühne betreten, auf Country zu minimieren, ist jedoch komplett irreführend. Zu durchdacht ist die Kombination Instrumentarium (Schlagzeug, Kontrabass, Pedal-Steel-Gitarre, Banjo, Gitarre und Gesang) samt den hervorragenden Texten. Diese Gruppe hat es geschafft über die Jahre ihr ganz eigenes Genre zu kreieren und zu verfeinern. In einem Interview antwortete Slim Cessna auf die Frage, wie er diesen Musikstil beschreibt: „American Folkmusic in true sense of the word. We tell stories“ („Amerikanische Folkmusik im echten Wortsinn. Wir erzählen Geschichten.“)
Neun fesselnde Geschichten
Das mit markanten Banjo-Klängen angereicherte „Three Bloodhounds, Two Shepherds, One Fila Brasileiro“ entführt den Hörer gleich einmal in die teils unheimliche Welt des Auto Clubs, in der speziell der Gesang von Slim Cessna und Munly Munly zum Großteil die Hauptrolle spielt und so die Geschichte noch eindringlicher erstrahlen lässt. Erheblich rockiger geht es dann in „The Unballed Ballad Of The New Folksinger“ zu, das schon mal erahnen lässt, wie energiegeladen die Band aus Denver auf der Bühne agiert. „Thy Will Be Done“ und „No Doubt About It“ sind in typischer Slim-Cessna’s-Auto-Club-Manier gehalten, bevor mit „Do You Know Thee Enemy?“ nicht nur das Tempo ein wenig angezogen wird, auch textlich horcht man bereits zu Beginn auf, wenn Slim Cessna die Zeilen singt: „To know my worth is not a fault, from my eyes I harvest salt. Over my shoulder I throw it all, a sugar blanket on my field.“ Und exakt diese oft kryptisch anmutenden Sätze machen diese Formation so einzigartig.
Überragende B-Seite
Dreht man schließlich die Vinyl-Ausgabe um, so kann man es sich nur sehr schwer vorstellen, dass die folgenden Songs die bislang gespielten Tracks noch übertrumpfen. „A Smashing Indictment Of Character“ glänzt wieder einmal durch eine fulminante Geschichte samt eingängigen Melodien. Diese Komposition hat, so unüblich es für den Slim Cessna’s Auto Club auch klingen mag, absolutes Hitpotential und bleibt einem nicht nur wegen des Refrains unweigerlich in den Gehörgängen hängen. „My Last Black Scarf“ ist von ähnlichem Kaliber: Sehr rockig und geradlinig gehalten, spürt man bereits beim Intro (gesungen von Munly Munly), dass es textlich wieder ordentlich zur Sache gehen wird. „Hallelujah Anyway“ ist ein grandioses Beispiel für die großartige Interaktion zwischen Slim Cessna und Munly Munly, die vor allem live dargeboten einem den Atem raubt. Wenn sich die zwei kongenialen Musiker die Wörter zuwerfen und dabei mit körperlichen Einsatz den Texten einen noch intensiveren Ausdruck verleihen, dann weiß man, warum diese Truppe von vielen als eine der besten Live-Bands der Welt gehandelt wird. „United Brethren“ beschließt das Album mit solcher Grazie, dass man vor „Unentitled“ den imaginären Hut ziehen muss. Fazit: „Unentitled“ ist ein sehr ernstzunehmender Kandidat für die Auszeichnung „Album des Jahres 2011“.
Bisherige Diskografie
1995 erschien das selbstbetitelte Debüt, bei dem Country-Klänge noch die Hauptrolle spielen. Drei Jahre später erschien die auf 1.000 Stück limitierte Live-CD „American Country Music Changed Her Life“, bevor die Band mit „Always Say Please And Thank You“ im Jahr 2000 bei Kritikern weltweit auf offene Ohren stoßen konnte. „The Bloudy Tenent Truth Peace“ folgte vier Jahre später und mit „Jesus Let Me Down“ erschien kurz danach ein weiteres Live-Dokument. „Cipher“ (2008) war ein weiterer Beweis der außerordentlichen Entwicklung von Slim Cessna’s Auto Club. Die EP „Buried Behind The Barn“ (eine Zusammenstellung von älteren Demo- und Alternativ-Versionen) verkürzte die Wartezeit auf das 2011 erschienene Meisterwerk „Unentitled“.
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MUNLY & THE LUPERCALIANS – Petr & The Wulf
Wenn sich ein Musiker vom Schlage eines Jay Munly, der sich auch gerne Munly bzw. Munly Munly nennt, mit dem Klassiker „Peter und der Wolf“ auseinandersetzt, dann kann das Ergebnis eigentlich nur eines sein: herausragend.
Abgesehen von den bekannten Protagonisten Vogel (Bird), Ente (Duk), Katze (Cat), Großvater (Grandfater), Wolf (Wulf) und Jäger (Three Wise Hunters) hat diese Version mit dem Original von Sergei Prokofjew rein gar nichts zu tun. Schon an der Schreibweise der Charaktere und dem Albumtitel „Petr & The Wulf“ kann man dies erahnen.
Entführung nach Lupercalia
Für die Geschichte entführen Munly & The Lupercalians ins Land Lupercalia. Eine genaue Beschreibung namens „A Pre-History Of Lupercalia“ liegt dankenswerter Weise als Beiblatt der Vinyl-Ausgabe bei, die Texte sind übrigens leider nur in der CD-Edition enthalten. Ein Fauxpas, der im Falle von Jay Munly wirklich schwerwiegend ist, denn es sind neben dem einzigartigen Instrumentarium vor allem das unglaublich beeindruckende Songwriting, mit dem der in Denver lebende Musiker locker auf Augenhöhe mit Größen wie Nick Cave, Leonard Cohen oder Bob Dylan steht.
Acht Songs von unheimlicher Intensität
Das sphärisch beginnende „Scarewulf“ entführt den Hörer nicht nur in das Fantasieland, denn wenn Munlys Banjospiel und sein eindringlicher Gesang loslegen, ist man bereits gefesselt bzw. den schaurig-schönen Geschichten mit einem Schlag ausgeliefert. Speziell die Rhythmus-Section bestehend aus Todd Moore, der unter anderem Percussions, Becken und einem kleinen Räucherofen (!) ganz eigene Töne entlockt, und Chad „Chadzilla“ Johnson, der auf nur zwei Trommeln einen wunderbaren Grundton vorgibt, geben den Songs ein ganz eigenes Fundament. Dazu gesellen sich noch Keyboard- und Klavierklänge von Rebecca Vera und Daniel Grandbois, sowie Munlys Fingerfertigkeiten an Banjo und Gitarre.
Gänsehaut und eigene Wortkreationen
Spätestens wenn in „Petr“ der klagende Refrain „I have no other, no sister, no brother. I have no other, no father, no mother“ erklingt, ist man voll in das Album eingetaucht und man hört wissbegierig den Geschichten zu, die einem Jay Munly mit voller Intensität vorträgt und einem das Gefühl gibt, dass seine sorgfältig ausgewählten Worte wie in Stein gemeißelt erscheinen. „Grandfater“ ist von gleichem Kaliber bevor dann mit „Bird“, „Cat“ und „Duk“ das Album eine gewisse Unbeschwertheit bekommt, welche dann aber von den umwerfenden Abschlussstücken immer mehr in einen tiefschwarzen Schatten eintauchen.
Fulminantes Ende
Mit „The Three Wise Hunters” erreicht „Petr & The Wulf“ einen weiteren Höhepunkt, der von einer schwer zu fassenden Atmosphäre geprägt ist und bei manchen wohl dem Ende hin Assoziationen zum Horror-Klassiker „Halloween“ hervorrufen könnte, denn gespenstisch klingende Pianoklänge rufen unweigerlich spannungsgeladene Bilder im Kopf hervor. „Wulf“, über acht Minuten lang, beendet das Werk mit solcher Wucht und Intensität, dass man schlicht und ergreifend sprachlos zurückbleibt. Ein Prädikat, das man gerade bei Munly wohl nur sehr schwer überstrapazieren kann.
Beachtliche Diskografie
Jay Munly, er ist auch zweiter Frontmann bei der sagenhaften Band Slim Cessna’s Auto Club, hat schon einige Solo-Alben aufgenommen, die sich hinsichtlich des Niveaus erstaunlich steigern. „Blurry“ (1997) lässt bereits das beeindruckende Songwriting erahnen, welches sich auf „Munly De Dar He“ (1997 erschienen und unter anderem mit Nick Urata von DeVotchKa eingespielt) und „Galvanized Yankee“ (1999) immer besser etabliert. „Jimmy Carter Syndrome“, mit namhaften Kollegen wie unter anderem Kal Cahoone, David Eugene Edwards und Pascal Humbert (beide von 16 Horsepower und Woven Hand bzw. Lilium) aufgenommen, zeigt Munly anno 2002 auf dem damals künstlerischen Höhepunkt.
Munly & The Lee Lewis Harlots
2004 erschien mit „Munly & The Lee Lewis Harlots“ ein weiteres Meisterwerk von Munly, welches bei einer Dauer von fast 80 Minuten eines nie aufkommen lässt: Langeweile. Die 15 Songs ergänzen sich so perfekt, wie man es leider viel zu selten hört bzw. erlebt. Hier sind außerdem noch die Streicherinnen Rebecca Vera (Cello) sowie Elin Palmer und Frieda Stalheim an den Violinen hervorzuheben.
Munly & The Lupercalians
Mit den Lupercalians hat Jay Munly ein weiteres Kapitel in seiner beeindruckenden Biografie aufgeschlagen, welches fulminant und nahtlos an die bisherigen Veröffentlichungen anschließt.
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WOVEN HAND: „The Threshingfloor“
Das letzte Woven-Hand-Album „Ten Stones“ (2008) wurde von nicht allen Fans so richtig ins Herz geschlossen. Viele vermissten diese typische Atmosphäre, die bislang alle Longplayer des einstigen 16-Horsepower-Frontmanns David Eugene Edwards auszeichnete. Dafür waren die Studiodarbietungen viel näher am grandiosen Live-Sound, was zum Großteil am geänderten Produktionsumfeld samt Label-Wechsel gelegen haben dürfte.
The Threshingfloor – das bereits 8. Album von Woven Hand
Mit dem neuen Werk „The Threshingfloor“ beschritt der charismatische Sänger wieder altbekannte Pfade: In seiner Heimatstadt Denver produziert und aufgenommen klingen die meisten der neuen zwölf Tracks so, wie es die große Fangemeinde liebt, nämlich atmosphärisch und düster zugleich. Und auch zu seinem einstigen Haus-Label namens Glitterhouse ist Edwards zurückgekehrt. Darüber hinaus holte Bassist Pascal Humbert wieder seinen Kontrabass hervor, mit dem er das damals so einzigartige 16-Horsepower-Klangspektrum immer wieder stark mitprägte.
Zwölf neue Songs
„Sinking Hands“ eröffnet mit akustischen Klängen das neue Album bevor mit dem Title-Track ein echter Knaller vom Stapel gelassen wird. Eine treibende Rhythm-Section zieht gehörig das Tempo an und David Eugene Edwards singt “Every secret sin on and of this earth, grows fierce from the ground, intruments with teeth, cut them down” dazu – spätestens jetzt ist die volle Aufmerksamkeit des Hörers garantiert. Mit einem wunderbaren und eingängigen Riff geht es mit „A Holy Measure“ weiter, in dem der bibelsichere Edwards “Lord Jesus lone keeper of the law, I am with him in the garden. He is he is he is he yeah, to the proud heart hardened” predigt.
Textliche und musikalische Déjà-vus
Mit “Raise Her Hands” erklingt anschließend ein Stück, das dem Woven-Hand-Kenner schon irgendwie bekannt vorkommen könnte und an eine Mixtur aus „The Speaking Hands“ (von „Consider The Birds“ aus dem Jahr 2004) und „Your Russia“ vom Debüt (2002 erschienen) erinnert. Zudem überkommt einen irgendwie das Gefühl, dass Edwards textlich ein wenig nachgelassen hat. Fast schon inflationär wird das Wort „Hand“ gebraucht und auch die sonst zahlreichen Metaphern und Aphorismen sind diesmal doch eher rar gesät. In „His Rest“ kommt phasenweise wieder Bekanntes aus den Boxen, denn Passagen wie „Close to his chest“ und „She whispers as an aspen tree“ dürften beim geübten Woven-Hand-Konzertgeher das eine oder andere Déjà-vu-Erlebnis auslösen.
Bilder entstehen im Kopf
„Singing Grass“ hingegen klingt wie eine Aufnahme von Lilium, dem Bandprojekt von Bassist Pascal Humbert. Und ein Blick ins Digipak (ein Booklet bzw. die Lyrics fehlen leider) bestätigt diesen Gedanken, denn die Musik stammt tatsächlich vom ehemaligen 16-Horsepower-Weggefährten und Passion-Fodder-Mitglied. Ein Umstand, der auch nicht so neu ist, denn auf dem Lilium-Album „Short Stories“ hatte David Eugene Edwards anno 2003 mit „Whitewashed“ gesangliche Spuren hinterlassen. Nichtsdestotrotz zaubert einem dieser wunderbare Track unweigerlich eine sich im Wind wogende Wiese ins Gedächtnis. Dann entführt speziell das Intro zu „Behind Your Breath“ den Hörer in jene 16-Horsepower-Zeit, als das letzte Studioalbum „Folklore“ (2002) erschien, denn die frappante Ähnlichkeit mit dem formidablen „Blessed Persistence“ aus jener Ära ist wahrlich nur sehr schwer zu leugnen.
New-Order-Cover und Flötentöne
Mit „Truth“ verbeugt sich David Eugene Edwards mit seinen Kollegen Pascal Humbert am Bass und Ordy Garrison am Schlagzeug vor den legendären New Order. Und wieder gelang es dem charismatischen Frontmann eine Cover-Version zu kreieren, die dringlicher und fesselnder kaum sein könnte. Péter Éri von der ungarischen Formation Muzsikás steuerte anschließend für „Terra Haute“ seine Flötenkünste bei und verlieh diesem weiteren Highlight das gewisse Etwas. Ruhiger geht es dann wieder in „Orchard Gate“ zu, welches den perfekten Schlusspunkt unter „The Threshingfloor“ setzen würde, wären da nicht noch die zwei folgende Tracks: „Wheatstraw“ ist ein knapp einminütiges Instrumentalstück in Lo-Fi-Manier, welches zu einem untypischen „Denver City“ weiterführt. Bis dato hat man wohl noch nie ein dermaßen freudiges und positiv anmutendes Lied von Woven Hand gehört.
Ein solides Woven-Hand-Album
Summa summarum hat David Eugene Edwards mit seiner Band Woven Hand bzw. Wovenhand (die Schreibweisen differieren immer wieder, welches aber dem Sänger wohl ziemlich egal sein dürfte, wie er einst in einem Radiointerview meinte) mit „The Threshingfloor“ eine grundsolides Album aufgenommen. Eingefleischten Fans und vor allem regelmäßige Konzertbesucher werden manche Passagen bekannt vorkommen, für Neueinsteiger, die einmal auf Tuchfüllung mit der Band aus Denver gehen möchten, ein sehr guter Beginn, um sich mit den Werken dieser einzigartigen Formation zu beschäftigen.
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GARY HEFFERN & BEAUTIFUL PEOPLE
Selbst Musik-Insidern dürfte der Name Velli-Mati Tervaniemi nicht wirklich geläufig sein. Spricht man aber von einem gewissen Gary Heffern, dann werden so manche Kenner der Szene aufhorchen.
Mit „Gary Heffern And The Beautiful People“ meldet sich der gebürtige Finne nicht nur eindrucksvoll zurück, man kann das Album wohl auch als Soundtrack zu seiner unfassbaren Biografie sehen, die bildlich als dreiteiliger Kurzfilm auf Youtube bereitsteht. Was dieser Mann alles erdulden musste, sprengt wohl jede Vorstellungskraft.
Herzzerreißend und eindringlich
Das Eröffnungsstück „Hand of the Devil“ zeigt bereits den schmerzhaften Weg: „Ain’t nobody love me, ain’t nobody cares. It’s all lies, it’s all lies“, klagt Gary Heffern, der bereits im zarten Kindesalter durch die Hölle gehen musste. Und wenn die Backing Vocals (unter anderem mit Al DeLoner vom legendären Midnight Choir) einsetzen, dann kann man diese qualvollen Schmerzen erahnen, die dem damals zwangsadoptierten Kind zugefügt wurden. Das dazu produzierte Video verleiht diesem außerordentlich Song noch weitere Tiefe und Intensität.
Ein echtes Band-Gefüge
Luke Whitten übernimmt dann im rockigen „Religions (They really worry me)“ den Platz hinterm Mikrofon und verstärkt die kritischen Zeilen mit seinem nachdrücklichen Gesang. Marylou Whitten gibt anschließend mit ihrer zarten Stimme das balladeske „Breakfast with Bono“ zum Besten. „Hanging on the Corner“ ist ein weiterer Beweis für das großartige Band-Zusammenspiel: Matti Mikkonen aka Rustman zeichnet sich diesmal in dem mit Bläsern angereicherten Stück für den Gesang verantwortlich.
Abwechselnde Klänge
Mit „Here comes the Government“ prasseln dann klassische Rock-Sounds auf den Hörer nieder, bei denen die politkritischen Wörter aus dem Munde Gary Hefferns und die grandiosen Licks von Gitarrero Eric „Roscoe“ Ambel mit wohl dosierter Wucht einschlagen. Der nachfolgende Titel „Everything is slowing down“ gibt das gedrosselte Tempo vor, welches im fragilen und mit Piano-Klängen verzierten „It’s gonna be a cold cold Winter“ ihre feine Weiterleitung findet. „Well of Sorrows“ lässt dann Erinnerungen an die bislang vier Gary-Heffern-Alben aufleben, ehe Luke Whitten dann mit „Stack of Receipts“ wieder in klassische Americana-Gefilde entführt.
Namhafte Unterstützung
Mit Carla Torgerson hat eine weitere namhafte Musikerin ihre Spuren auf dem vielschichtigen Album hinterlassen. Die Walkabouts-Sängerin weiß mit ihrem einzigartigen Timbre vollauf zu begeistern. Das wundervolle Duett „It will work out fine“ von Gary Heffern und Marylou Whitten, welches mit Violin- und Trompetenklängen angereichert ist, verzaubert den Hörer ein weiteres Mal, um dann mit „Brother’s Gone“ einen straighten Rock-Abschluss hinzulegen. Chris Eckman, langjähriger Weggefährte von Gary Heffern, hat das beeindruckende Werk perfekt gemixt und somit klingen die zwölf vielfältigen Stücke wie aus einem Guss.
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THE RAVEN & THE WRITING DESK – Recidivist
Neben den Protagonisten wie 16 Horsepower, Woven Hand, Slim Cessna’s Auto Club oder Munly & The Lupercalians gibt es aber noch viele andere Bands, die abseits des bekannten „Denver Sounds“ agieren. Dazu zählen unter anderem The Raven And The Writing Desk, die mit dem Debüt „Recidivist“ (2010) ganz wunderbar überzeugen.
Facettenreicher und emotionaler Indie-Pop
Wenn Frontfrau Julia LiBassi, die nebenbei auch noch das Keyboard bedient, ihre Stimme erhebt, dann muss man nicht unbedingt ein Cranberries-Fan sein, um begeistert weiterzulauschen. Zwar drängt sich aufgrund der verblüffenden Ähnlichkeit zu Dolores O’Riordans Gesangsfähigkeiten der Vergleich zu der legendären irischen Rockband auf, doch mit Fortdauer des Albums verblasst dieser sehr schnell.
Himmel voller Geigen
Wie schon im Opener „Somnambulist“ spielt auch in „Space Grenade“ die Violine eine tragende Rolle. Streicherin Adrienne Short ergänzt dabei die Piano-Klänge ganz wunderbar, und in „Marionette“ vermengen sich anschließend die Klänge mit dem restlichen Instrumentarium leicht und locker, laufen aber nie Gefahr, in seichte Popgefilde abzugleiten. Das getragene „Firefly“ ist ein weiterer Beweis für die Ideenvielfalt des Denver Sextetts.
Höhepunkte des Albums
Wenn schließlich „Walk in the Water“ ertönt, kann man fast nicht anders, als sich in den Song richtiggehend hineinfallen zu lassen. So wunderschön und doch nicht dem Mainstream angebiedert kann Indie-Pop mit Klassik-Touch heutzutage klingen. Mit „The Haunting“ geben The Raven And The Writing Desk der Atmosphäre mehr Spielraum, und dieser Faktor gibt dem beachtlichen Debüt eine perfekte Wende hin zum Düsteren.
Rockigere Klänge
„Wooden Lover“ besticht durch ein leicht verstärktes Rock-Element, welches das verspielt wirkende Intro schnell in den Hintergrund drückt. Die Ballade „I will make you mine“ beschließt „Recidivist“ und gibt nach dem Verklingen der letzten Töne gleichzeitig dem Album-Titel recht: Man wird rückfällig!
Lobende Kritiken
Das von Grammy-Gewinner John Macy aufgenommen und gemixte Album wurde sehr wohlwollend von der Denver Presse aufgenommen. „Wenn ich die Musik höre, dann klingt es wie melodische Dichtung“, ist im Musikblog von „The Oomph“ nachzulesen. „Denver Daily News“ sprach von „einem neuen ‚Denver Sound’“ und auf examiner.com ist die Rede von „einer Mischung aus Orchester und Pop-Rock-Elementen, die von einem eindringlichen Gesang überlagert ist“. Das Online-Magazin „The Devil Has The Best Tuna“ beschrieb das Album mit „Rock-gefärbter Barfuß-Folk mit einem Hauch Patschuli“. Tim Weilert von „Something Like Sound“ meinte: „Julia LiBassis Stimme erinnerte mich sofort an Dolores O’Riordan (The Cranberries), aber nach längerem Hören ist es ganz klar, dass LiBassis Gesang einen ganz eigenen Charme besitzt.“ Und „westword.com“ berichtete: „Diese Songs sind miteinander verknüpfte Kurzgeschichten über Leidenschaft und Gefahr.“
Vergleichbares
Wer Interpreten bzw. Bands wie Dresden Dolls, Tori Amos, Cranberries, Kate Bush oder Edie Brickell zu seinen Favoriten zählt, wird von The Raven And The Writing Desk schlicht und ergreifend entzückt sein.
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FOR HEAVENS’S SAKE: Paha Sapa/Mako Sika
Sechs Jahre nach dem gleichnamigen Debüt legt der französische Musiker Guillaume Nicolas mit „Paha Sapa/Mako Sika“ den längst überfälligen Nachfolger vor. Und der Titel suggeriert schon, was den Hörer erwartet: Kryptische anmutende Songs, in französischer Sprache gesungen, unterstreichen die atmosphärischen Klanggebilde, die sich aus umfangreichen Elementen zusammensetzen.
Indie-World-Melange made in France
Für das neue Werk, welches ab März 2011 erhältlich ist, hat Guillaume Nicolas aus Paris auf jegliche musikalische Unterstützung verzichtet. Alle sieben Songs nahm der Franzose komplett im Alleingang auf. Ein Unterfangen, welches er so begründet: „Ich schreibe die Songs immer ganz alleine. Dies ist ein sehr persönlicher Prozess und ich wollte, dass auch die Aufnahmen dies widerspiegeln.“ An die 100 Songs hatten sich in der Zwischenzeit angesammelt, die jetzt nach und nach auf die Hörer losgelassen werden. „Paha Sapa/Mako Sika“ ist somit erst der Anfang, denn zwei weitere Alben sollen kurz darauf folgen.
Einflüsse jeglicher Art
Dass sich Guillaume Nicolas mit zahlreichen Kulturen beschäftigt, ist speziell auf dem vorliegen Album les- und hörbar. Einige Titel, wie zum Beispiel der über neunminütige Eröffnungs-Track „Ya Hayyou, Ya Qayyoum“, weisen eindeutig darauf hin. Musikalisch hört es sich dann exakt so an, wenn man keinerlei Vorstellung von diesen rätselhaften Wortkreationen hat: Langsam baut sich eine ganz eigene Atmosphäre auf, bei der man fast tranceartig in den Bann gezogen wird. Das einsetzende Schlagzeug und der französische Gesang, der fast flüsternd und klagend zugleich daherkommt, verstärkt diese Stimmung noch zusätzlich.
Orient trifft auf Indianerkultur
Das darauf folgende „Poison Ivy“ beginnt so, wie der erste Song geendet hat: Atmosphärisch mit allerlei Instrumentarium beginnt es, bevor dann die Slide-Gitarre und Nicolas’ Gesang die Hauptrolle bilden. In „DC-9“ wird schließlich der Rhythmus wieder merklich angezogen und mit „Zôt U Râspi Ashem Vohû Vanishten Asti, Zôt Ashaya Dadhâmi“ stößt der Musiker aus Frankreich weitere Türen zu diversen Ländern und Kulturen auf, die mit einer Mixtur aus orientalischen und indianischen Klängen begeistert. „Alba Ayamule“ verstärkt nochmals die geheimnisvolle Unruhe, die dann mit „Bint Elshalabia“ komplett gebrochen wird. Drums, Gitarre und Gesang lassen für knapp vier Minuten einen erlösend wirkenden Optimismus aufkommen. Ein Intermezzo, das dem Album absolut gut bekommt. Mit „Dolente C“ – nomen est omen – folgt der akustisch-klagende Schlusspunkt von „Paha Sapa/Mako Sika“, welches Nicolas mit Kevin Salem herausragend abgemischt hat.
Multikulturelles Werk mit vielen Verweisen
Das neue Album von For Heaven’s Sake klingt nicht nur geheimnisvoll, auch die Texte und Song-Titel deuten ganz klar darauf hin. Ist man aber einmal von den Melodien und Arrangements gefangen, macht man sich unweigerlich ans Recherchieren, um gewisse Erklärungen zu entdecken. Ein Unterfangen, dass sich auf jeden Fall lohnt und einen weitere, neue Eindrücke und Informationen zu anderen Kulturen vermittelt. Auch wenn man der französischen Sprache nicht mächtig ist, verzaubert „Paha Sapa/Mako Sika“ auf eine ganz eigene Art. Das Werk ist über die offizielle Homepage in zwei Varianten zu beziehen: Als auf 500 Stück streng limitierte und nummerierte Vinyl-Ausgabe (inklusive CD) oder als herkömmliche Compact Disc.
Weitere Alben folgen
Guillaume Nicolas bzw. For Heaven’s Sake feiert dieses Jahr wahrlich ordentlich sein Comeback: Nach „Paha Sapa/Mako Sika“ sollen noch die Alben „Pandemonium“ und „13“ im Laufe des Jahres 2011 folgen.
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KAL CAHOONE – Saints And Stars
Als „Esqueletos“ von Tarantella im Jahr 2005 erschien, horchten nicht nur die Liebhaber des „Denver Sounds“ auf. Diese wundervolle Mixtur aus lateinamerikanischen Klängen und Americana-Elementen zählte damals bei vielen Insidern zu den besten Veröffentlichungen des Jahres. Leider wurde es bald still um diese All-Star-Band aus Colorado, aber dafür gibt es jetzt ein grandioses Trostpflaster von Frontfrau Kal Cahoone.
Kal Cahoone meldet sich zurück
Groß war die Freude, als sich Kal Cahoone mit der EP „Build The Fire“ (2009) wieder in Erinnerung rief. Die fünf darauf enthaltenen Stücke trösteten zum einen alle Tarantella-Fans, die auf ein weiteres Album dieser Denver-Formation warteten. Zum anderen machte es neugierig auf das, was da noch kommen möge. Denn sich von dieser einzigartigen Stimme satt zu hören, die phasenweise an Größen wie Cat Power oder Polly Jean Harvey erinnert, ist nur schwer möglich. Und dies gilt logischerweise auch für das Debüt namens „Saints And Stars“ (2011), welches zauberhaft ausgefallen ist.
Zartbitteres Album-Debüt
Bereits das Piano-Intro samt Kal Cahoones himmlischer Stimme im Eröffnungs-Track „Evita“ lassen den Hörer nach nur wenigen Sekunden aufhorchen. Und wenn im Refrain Elin Palmer neben ihrer Geigen- auch ihre Gesangskunst beisteuert, dann beginnt man bereits in das Album richtiggehend hineinzukippen. „Beside The Shalimar“ ist aus einem ähnlichen Muster gestrickt, bevor dann in „Fellow Sparrow“ sanfte Akkordeonklänge die Komposition verfeinern. Das geheimnisvoll anmutende „Have You Seen Your Star Tonight“ verstärkt den zartbitteren Grundton von „Saints And Stars“.
Aufhellende Zwischentöne
Mit „Sebastian“ verlässt Kal Cahoone für kurze Zeit die Melancholie. Und diese musikalischen Sonnenstrahlen geben dem Album eine gut dosierte Fröhlichkeit, die sich dann mit dem „Travel Song“ im wahrsten Sinne des Wortes wieder ganz langsam aus dem Staub macht. „Another Lovely Day“ lassen weitere wunderbare Bilder im Kopf entstehen. „Build The Fire“, welches bereits von der gleichnamigen EP dem geneigten Hörer bekannt sein dürfte, könnte graziler nicht sein, und mit „It Takes A Carpenter“ wird das Album mit filigranen Gitarren- und Akkordeonklängen perfekt abgeschlossen. Auf die Frage, unter welchen Umständen man das Album am besten anhören sollte, meine Kal Cahoone im Interview mit „westword.com“: „Probably when it’s cold out. Probably while somebody’s reading or doing something else, almost like instrumental music.“ („Wenn es draußen kalt ist. Oder so nebenbei, wenn man liest bzw. etwas anderes macht, etwa so in der Art, wie wenn man Instrumentalmusik hört.“)
Umfangreiche Biografie
Die in Colorado aufgewachsene Kal Cahoone kann schon auf ein beachtliches Leben zurückblicken: Mit Anfang 20 zog es die Musikerin, die auch hervorragend Spanisch spricht, nach Südamerika (Chile und Argentinien). In Buenos Aires kreuzten sich ihre Wege mit denen von Christian Basso, einem namhaften Komponisten, mit dem sie den Song „The Movement“ für den Film „Dot The I“ („Ein gefährlicher Kuss“) aufnahm. Nach ein paar Jahren kehrte die Musikerin schließlich wieder ihre Heimat zurück und formierte mit John Robert Rumley, langjähriges Mitglied beim Slim Cessna’s Auto Club, die Gruppe Tarantella. Aber auch in anderen Bands hinterließ Kal Cahoone ihre Spuren: So spielte sie unter anderem mit weiteren Denver Lokalgrößen, wie zum Beispiel Jay Munly, The Denver Gentlemen, Lilium oder Woven Hand. Und wie die letztgenannte Formation steuerte auch sie für das belgische Tanz-Ensemble Ultima Vez ein paar Songs bei. „Saints And Stars“ begeisterte übrigens auch die heimische US-Presse. So urteilte ein Kritiker von „denversyntax.com“ treffend: „Kal Cahoone breaks my heart. And I want her to break yours.“ („Kal Cahoone bricht mir das Herz. Und ich möchte, dass Sie das auch mit Ihrem macht.“).
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BARE BONES – Bare Bones (EP)
Formationen wie 16 Horsepower, das daraus hervorgegangene Projekt Woven Hand, Slim Cessna’s Auto Club, Jay Munly, Tarantella oder Munly & The Lupercalians gehören unter anderem zu den vielen Gruppierungen, die den längst über Insider-Kreisen bekannten Sound aus Denver, Colorado, in die weite Welt tragen.
Das Quartett Bare Bones ist ein weiteres Mosaiksteinchen in diesem bunten und innovativen Musikuniversum, das sehr gerne auch mit den Genrehinweisen „Americana“, „Alternative Country“ oder „Gothic Country“ versehen wird. Nicht nur musikalisch passen da die Bare Bones hinein, auch personelle als auch visuelle Parallelen verbindet die Band mit ihren bereits namhaften Kollegen.
Kurz, aber oho – die
Zwar hat die selbstbetitelte EP der Bare Bones eine Laufzeit von nur knapp zwölf Minuten, aber dennoch zeigen die drei Songs schon das beachtliche Potential dieser vierköpfigen Truppe aus Denver. Das sphärische „Kissing Knives“ begeistert vor allem durch einen melancholischen Grundton, den die Violinistin Frieda Stalheim ganz wunderbar formt. Das ehemalige Mitglied der formidablen Gruppe Munly & The Lee Lewis Harlots verleiht dabei dem klagend anmutenden Gesang von Blake Brown einen perfekten Rahmen.
Erinnerungen an eine weitere Denver-Größe
Und es ist auch im darauffolgenden Track „Hope & Feather“ vor allem das Geigenspiel, welches einem sofort unter die Haut geht. Aber auch der zweistimmige Refrain bereichert den Song mit einer ganz feinen Nuance, die exakt dosiert nicht ihren fragilen Zweck verfehlt. Speziell die ersten zwei Songs der Bare-Bones-EP machen genauso süchtig, wie das anno 2004 erschienene und gleichnamige Meisterwerk von Munly & The Lee Lewis Harlots.
Vielversprechende EP
Mit „Stop Shakin’“ enden die knappen zwölf Minuten zwar viel zu früh, jedoch wird musikalisch eine weitere und glänzende Seite von den Bare Bones präsentiert. Ist der Opener noch sehr schleppend und melancholisch gehalten, steigert sich im zweiten Song das Tempo merklich, welches im Abschluss-Track wieder ein wenig gebremst wird und so den Hörer so richtig laid-back zurücklässt und Appetit auf mehr macht.
Album soll im Sommer 2011 folgen
Nicht nur musikalisch, auch visuell trifft man hier auf eine weitere Größe der Denver Szene: Fotograf Gary Isaacs, der wohl so gut wie alle bekannten Bands aus der Colorado-Metropole vor seiner Linse hatte, lichtete auch diese vielversprechende Gruppe ab. Ein gutes Omen ist dies allemal. Und Laut Sänger Blake Brown soll noch im Jahr 2011 das Album-Debüt der Bare Bones erscheinen. Bis dahin kann man sich mit der EP die Wartezeit verkürzen und sich via der offiziellen Homepage über die neuesten Entwicklungen dieser hoch interessanten Formation informieren.
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